Archäologie
Ein Kind seiner Zeit
Die Dauerausstellung Archäologie ist ein Schatz: Sie bewahrt ein wertvolles historisches Erbe und gewährt einen Blick in das Leben der Menschen vor der Geschichtsschreibung.

Dafür sind die ausgestellten archäologischen Objekte die unmittelbarsten und authentischsten Quellen. Schon der Antiquitätenhändler und spätere Museumsdirektor Gustav Lübcke sammelte Altertümer der klassischen Antike, aber auch Bodenfunde aus der Heimat. Weitere Objekte kamen durch die Ausgrabungstätigkeit des zweiten Direktors Ludwig Bänfer hinzu. Archäologie ist immer ein Kind seiner Zeit. Die Archäologie wurde auch in Hamm von der nationalsozialistischen Politik in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts vereinnahmt. Dies wird in der Ausstellung thematisiert.
Auf mehr als 600 Quadratmetern wird anhand der ausgestellten Objekte die Geschichte der Region an der Lippe vor der Stadtgründung erzählt. Jahrtausende sind wie in einem Zeitraffer dargestellt. Die ältesten Stücke am Beginn der Ausstellung sind Knochenüberreste eiszeitlicher Mammuts, Nashörner und anderer Großsäuger, die an der Lippe lebten. Aufwendige Datierungsverfahren zeigten, dass sie zum Teil schon vor etwa 40.000 Jahren die eiszeitliche Lippe Region bevölkerten. Geräte aus Feuerstein belegen die Anwesenheit der Menschen, ihre besondere Materialkenntnis und ihren sicheren handwerklichen Umgang bei der Herstellung der Steingeräte. Wie die archäologische Wissenschaft ihre Erkenntnisse gewinnt, zeigt das Beispiel einer Erforschung einer unscheinbaren schwarzen Substanz, die sich als Klebematerial entpuppte. Sie befand sich an einem etwa 14.000 Jahre alten Speer zum Fischfang. Das Ergebnis der Materialanalyse war eine Sensation, zumal damit indirekt der älteste Nachweis von Bienen nach der Eiszeit in Mitteleuropa erbracht werden konnte!
Vielfach gelingt es, die Lebensumstände der Menschen früherer Zeiten aufzuzeigen. Den ausgestellten Objekten werden an einigen Stellen moderne Pendants zur Seite gestellt, um Parallelen in unserer Lebenswelt anschaulich zu machen. Ein in seiner Funktion ungeklärtes Geweihobjekt, Urnenbestattungen der Bronze- und Eisenzeit oder die beigabenlose Baumsargbestattung zu Beginn des Mittelalters ermöglichen eine behutsame Annäherung an die geistige Welt unserer Vorfahren.
In der gesamten archäologischen Abteilung stehen materialgetreue Nachbildungen, die haptische Erlebnisse garantieren: Anfassen und Ausprobieren erlaubt und erwünscht!
Galerie

Ausstellung Archäologie, © Heinz Feußner, Hamm

Ausstellung Archäologie, Kettenhemd Anprobe, © Heinz Feußner, Hamm

Ausstellung Archäologie, Äxte und Beile aus dem Stadtgebiet, © Heinz Feußner, Hamm

Ausstellung Archäologie, Geweihgerätkoje, © Heinz Feußner, Hamm

Verziertes Gerät aus Hirschgeweih, 3070 – 3020 v. Chr., Spätneolithikum, Trichterbecher-/ Wartburgkultur, Import aus Mitteldeutschland? Fundort: Lünen-Lippolthausen, bei Schloß Buddenburg an der Lippe D: 3,5cm, 8,9 – 9,5cm x 11,5cm, Inv. Nr. 4624, © Stefan Brentführer, LWL Archäologie für Westfalen

Stachelsporn Bronze, partiell Goldauflage, 13. Jh. n. Chr., Spät-/ Hochmittelalter, Fundort: Hamm, Burg Mark, 8,5 x 13,5cm, Inv.Nr. 4399, © Stefan Brentführer, LWL Archäologie für Westfalen

Dreilagenkamm Knochen, Geweih, Bronze 4./5. Jh. n. Chr., Frühmittelalter Fundort: Kamen - Westick, Kreis Unna, 7 x 14 cm, Inv. Nr. 4203, © Gustav-Lübcke-Museum Hamm

Jadeitbeil, Jadeit, um 4000 v. Chr., Jungneolithikum, Michelsberger Kultur, Fundort: Grevenbroich, 4,5 x 14,5cm, Inv. Nr. 825, © Gustav-Lübcke-Museum Hamm

Phalera mit Darstellung einer Medusa, Bronze RKZ, Fundort: Kamen – Westick, Kreis Unna, D: 6,2cm, Inv.Inr. 10229, © Gustav-Lübcke-Museum Hamm

Bacchusprotome eines römischen Klapptisches, Bronze, Buntmetall RKZ, Fundort: Kamen – Westick, Kreis Unna, 2,4 x 2,4 x 4,6cm, Inv.Nr. 10230, © Gustav-Lübcke-Museum Hamm

Grabinventar eines Handwerkers, Randlose Zylinderhalsurne mit Beigefäß und zwei Schleifsteinen Keramik, Sandstein, Bronzezeit, Fundort: Hamm, Zeche Radbod, Urne: H: 36,2cm, Inv. Nr. 4223, 4224, 4225, 4226, © Thorsten Hübner, Stadt Hamm

Fischspeer, Widerhakenspitze mit Resten eines Schäftungsklebstoffes (Elch-?) Knochen, Bienenwachs, Holzkohle 11.050 v. Chr. (C14-Datierung), Spätpaläolithikum Fundort: Seseke bei Bergkamen – Oberaden H max. 0,9cm B max. 1,6cm L 25,3cm Inv. Nr. 4182, © Stefan Brentführer, LWL Archäologie für Westfalen