Missing Links

Gedächtnis_Lücken der Sammlung

Die Studio-Ausstellung Missing Links. Gedächtnis_Lücken der Sammlung bietet vom 14.07 bis zum 15.10.2023 vielfältige Einblicke in die Arbeit und Ergebnisse des seit August 2021 laufenden Provenienzforschungs-Projekts, mit dem das Gustav-Lübcke-Museum die Herkunft seiner Sammlungsobjekte erforscht.

 

Missing Links

Die nationalsozialistische Verfolgungspolitik trennte Kulturgüter von ihren Besitzer:innen. Insbesondere die verfolgten Jüdinnen und Juden zwang das NS-Regime zu unfreiwilligen Verkäufen von Kunstwerken und anderen Wertgegenständen. Die Opfer des NS-Unrechts veräußerten ihren Besitz, um ihrer verfolgungsbedingten Verarmung entgegenzuwirken oder ihre Emigration ins rettende Ausland zu realisieren. Gezielt raubte der NS-Staat das Umzugsgut der Emigrierten und den zurückgelassenen Besitz der von ihm deportierten und ermordeten Menschen.

Nach wie vor befinden sich zahlreiche Kulturgüter in öffentlichen und privaten Sammlungen, die aus diesem und anderen historischen Unrechtskontexten stammen und ihren rechtmäßigen Besitzer:innen entzogen wurden. Die Identifizierung dieses Raubguts ist Ziel der Provenienzforschung. Sie versucht, die Herkunft und alle Besitzwechsel der fraglichen Objekte möglichst umfassend zu rekonstruieren. Ihre Ergebnisse ermöglichen es Museen und kulturgutbewahrenden Institutionen, ihre eigene Vergangenheit aufzuarbeiten, Verantwortung für historisches Unrecht zu übernehmen und gerechte und faire Lösungen mit den rechtmäßigen Besitzer:innen zu finden. Auch das Gustav-Lübcke-Museum überprüft seit 2021 systematisch seine Bestände auf mögliches NS-Raubgut. 

Bei ihren komplexen Recherchen trifft die Provenienzforschung dabei immer wieder auf Missing Links – auf Lücken im Gedächtnis der Sammlung. Aufgrund von Krieg und zeitlicher Distanz sind Akten und Informationen oft nur noch teilweise überliefert. Andere Lücken wurden bei Kriegsende mutwillig erzeugt, indem Täter Beweise vernichteten und sich in Nachkriegsprozessen auf angebliche Gedächtnislückenberiefen.

Die Ausstellung skizziert, wie die Provenienzforschung diese Lücken schließen kann, und macht transparent, welche bestehen bleiben. Anhand von Beispielen vermittelt sie die historischen Kontexte von Antisemitismus, Verfolgung sowie Enteignung und erinnert an die Geschichte der Objekte und an die Menschen, denen diese gehörten.

Kontaktperson: Jan Giebel

 


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